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Praxisübernahme: Patienten informieren – Der vollständige Leitfaden mit Musterbriefen

KURZFASSUNG:

Die Information der Patienten bei einer Praxisübernahme ist einer der kritischsten Momente im gesamten Übernahmeprozess. Studien zeigen: Bis zu 20% der Patienten wechseln nach einer Praxisübernahme den Arzt – meist aufgrund mangelhafter oder verspäteter Kommunikation. Mit der richtigen Strategie und professionellen Patientenbriefen können Sie diese Quote auf unter 5% senken.

Dieser umfassende Leitfaden zeigt Ihnen nicht nur, wie Sie Patienten rechtssicher und vertrauensbildend informieren, sondern liefert Ihnen auch bewährte Musterbriefe, Zeitpläne und digitale Strategien für eine erfolgreiche Patientenkommunikation. Besonders wichtig: Die datenschutzrechtlichen Anforderungen der DSGVO und die berufsrechtlichen Vorgaben werden detailliert erklärt.

Warum die richtige Patientenkommunikation über Erfolg oder Misserfolg entscheidet

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Eine Praxis mit 1.500 aktiven Patienten riskiert bei schlechter Kommunikation den Verlust von 300 Patienten. Bei einem durchschnittlichen Patientenwert von 800 Euro pro Jahr bedeutet das einen Umsatzverlust von 240.000 Euro – oft mehr als der halbe Kaufpreis der Praxis.

Die emotionale Dimension verstehen

Patienten haben oft jahrzehntelange Beziehungen zu ihrem Arzt aufgebaut. Dr. Maria Schmidt, die 2023 eine Hausarztpraxis in Hamburg übernahm, berichtet: "Viele Patienten reagierten zunächst mit Trauer und Verunsicherung. Erst durch persönliche Gespräche und einen einfühlsamen Brief konnte ich ihr Vertrauen gewinnen."

Die Bindung ist in verschiedenen Fachrichtungen unterschiedlich stark:

  • Hausärzte: Höchste emotionale Bindung, oft generationenübergreifend
  • Zahnärzte: Starke Bindung durch Angstpatientenbetreuung
  • Fachärzte: Bindung abhängig von Behandlungsdauer und -intensität
  • Kinderärzte: Sehr hohe Bindung durch Familienbetreuung

Die wirtschaftliche Dimension

Jeder verlorene Patient bedeutet nicht nur direkten Umsatzverlust:

  • Negative Mundpropaganda kann weitere Abwanderungen auslösen
  • Neupatientenakquise kostet 5-7x mehr als Bestandspatientenbindung
  • Praxiswert sinkt bei hoher Abwanderungsquote nachträglich

Der optimale Zeitplan: Wann informiere ich welche Patienten?

Die zeitliche Orchestrierung der Patientenkommunikation ist entscheidend für den Erfolg. Unser bewährter 3-Phasen-Plan minimiert Verunsicherung und maximiert Akzeptanz.

Phase 1: Vorbereitung (3-4 Monate vor Übernahme)

Segmentierung der Patienten:

  • A-Patienten: Stammpatienten mit >4 Besuchen/Jahr
  • B-Patienten: Regelmäßige Patienten mit 2-3 Besuchen/Jahr
  • C-Patienten: Gelegentliche Patienten mit <2 Besuchen/Jahr
  • Risikopatienten: Chronisch Kranke, Angstpatienten, sehr alte Patienten

Jede Gruppe benötigt eine angepasste Kommunikationsstrategie. A-Patienten und Risikopatienten sollten prioritär und persönlicher angesprochen werden.

Datenschutzrechtliche Vorbereitung:Prüfen Sie, welche Kommunikationswege Sie nutzen dürfen:

  • Postanschrift: In der Regel immer nutzbar
  • E-Mail: Nur mit expliziter Einwilligung
  • SMS/WhatsApp: Nur mit spezieller Einwilligung
  • Telefon: Für wichtige Einzelfälle möglich

Phase 2: Ankündigung (6-8 Wochen vor Übernahme)

Der Erstbrief - Das wichtigste Dokument

Dieser Brief ist Ihre einzige Chance für einen guten ersten Eindruck. Er sollte:

  • Gemeinsam von Abgeber und Übernehmer unterzeichnet sein
  • Emotional und sachlich ausgewogen formuliert sein
  • Alle wichtigen Informationen enthalten
  • Zur Einwilligung in die Datenübertragung auffordern

Timing ist alles:

  • Montag bis Mittwoch versenden (höhere Öffnungsrate)
  • Nicht in Ferienzeiten oder um Feiertage
  • Mindestens 6 Wochen vor Übernahme
  • Maximal 3 Monate vorher (sonst vergessen es Patienten)

Phase 3: Begleitung (ab Übernahme)

Die ersten 100 Tage sind kritisch:

  • Woche 1-2: Persönliche Vorstellung bei jedem Patienten
  • Woche 3-4: Feedback-Möglichkeiten schaffen
  • Monat 2: Erste Neuerungen vorsichtig einführen
  • Monat 3: Patientenbefragung zur Zufriedenheit

Die rechtlichen Anforderungen: DSGVO, Berufsrecht und Schweigepflicht

Die rechtlichen Fallstricke bei der Patienteninformation sind erheblich. Ein Verstoß kann Bußgelder bis 20 Millionen Euro (DSGVO) oder berufsrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

DSGVO-Konformität sicherstellen

Das Grundproblem: Patientendaten sind besonders schützenswerte Gesundheitsdaten nach Art. 9 DSGVO. Der neue Praxisinhaber darf ohne Einwilligung keinen Zugriff erhalten.

Die Lösung - Das Zwei-Stufen-Modell:

Stufe 1: Information durch AltinhaberDer bisherige Praxisinhaber informiert seine Patienten über:

  • Die geplante Praxisübergabe
  • Den neuen Inhaber
  • Die Bitte um Einwilligung zur Datenübertragung

Stufe 2: Gemeinsame KommunikationNach erteilter Einwilligung können beide Parteien gemeinsam kommunizieren.

Praxistipp von Datenschutzexperte Dr. Thomas Müller:"Dokumentieren Sie jede Einwilligung sorgfältig. Nutzen Sie unser Muster-Einwilligungsformular, das alle DSGVO-Anforderungen erfüllt."

Berufsrechtliche Vorgaben beachten

Das Heilmittelwerbegesetz (HWG) setzt enge Grenzen:

  • Keine Heilversprechen
  • Keine irreführenden Aussagen
  • Keine unsachliche Werbung
  • Keine Vorher-Nachher-Vergleiche

Erlaubt sind:

  • Sachliche Information über Qualifikationen
  • Darstellung des Leistungsspektrums
  • Information über Praxisausstattung
  • Hinweise auf Spezialisierungen

Die ärztliche Berufsordnung fordert:

  • Zurückhaltung in der Selbstdarstellung
  • Keine marktschreierische Werbung
  • Wahrung der ärztlichen Würde
  • Kollegiales Verhalten

Die Schweigepflicht-Problematik

§ 203 StGB stellt die Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht unter Strafe. Das betrifft auch die Praxisübernahme:

Ohne Einwilligung darf der Neuinhaber:

  • ❌ Keine Patientenakten einsehen
  • ❌ Keine Behandlungshistorie erfahren
  • ❌ Keine Diagnosen kennen
  • ❌ Keine Medikationspläne übernehmen

Mit Einwilligung ist möglich:

  • ✅ Vollständige Aktenübernahme
  • ✅ Nahtlose Behandlungsfortführung
  • ✅ Zugriff auf alle relevanten Daten

<div class="info-box">💡 **Paul-Tipp:** Mit unserem digitalen Einwilligungsmanagement dokumentieren Sie rechtssicher alle Patienteneinwilligungen. Die Vorlagen sind von Juristen geprüft und immer DSGVO-konform aktuell.</div>

Die 7 wichtigsten Kommunikationskanäle und ihre optimale Nutzung

Moderne Praxiskommunikation nutzt multiple Kanäle für maximale Reichweite. Jeder Kanal hat spezifische Vor- und Nachteile.

1. Der klassische Brief - Nach wie vor unverzichtbar

Vorteile:

  • Höchste Seriosität und Verbindlichkeit
  • Erreicht alle Altersgruppen
  • Rechtlich unbedenklich
  • Kann aufbewahrt werden

Nachteile:

  • Kosten (0,85 € Porto + Druck)
  • Zeitverzögerung
  • Keine Interaktion möglich

Best Practice:Verwenden Sie hochwertiges Papier (120g/m²) und frankieren Sie mit echter Briefmarke statt Frankiermaschine – das erhöht die Öffnungsrate um 30%.

2. E-Mail - Schnell und kosteneffizient

Vorteile:

  • Sofortige Zustellung
  • Keine Portokosten
  • Nachverfolgbar (Öffnungsrate)
  • Links zu weiteren Infos möglich

Nachteile:

  • Nur mit Einwilligung erlaubt
  • Spam-Filter-Risiko
  • Nicht alle Patienten erreichbar

Optimierung:

  • Betreffzeile: "Wichtige Information zu Ihrer Arztpraxis [Praxisname]"
  • Versandzeit: Dienstag-Donnerstag, 10-11 Uhr oder 14-15 Uhr
  • Personalisierung erhöht Öffnungsrate um 40%

3. Praxis-Website - Die digitale Informationszentrale

Essenzielle Inhalte:

  • Dedicated Landing Page zur Übernahme
  • FAQ-Bereich mit 20+ Fragen
  • Video-Vorstellung des neuen Inhabers
  • Downloadbereich für Formulare
  • Online-Terminbuchung

SEO-Optimierung:Nutzen Sie Keywords wie "Praxisübernahme [Ort]", "[Alter Arztname] Nachfolger", "[Neuer Arztname] [Fachrichtung]" für bessere Auffindbarkeit.

4. Social Media - Für die jüngere Zielgruppe

Facebook (30-50 Jahre):

  • Ankündigungspost mit Foto beider Ärzte
  • Live-Q&A Session
  • Virtuelle Praxisführung

Instagram (20-35 Jahre):

  • Story-Serie "Kennenlern-Woche"
  • Reels mit Praxiseinblicken
  • Team-Vorstellung

Vorsicht: Berufsrecht und Datenschutz gelten auch hier!

5. Aushänge in der Praxis - Für Stammbesucher

Platzierung:

  • Eingangstür (wetterfest laminiert)
  • Rezeption (Aufsteller)
  • Wartezimmer (gerahmt)
  • Behandlungszimmer (dezent)

Gestaltung:

  • Große Schrift (min. 14pt)
  • Foto des neuen Inhabers
  • Maximal 150 Wörter
  • Klare Handlungsaufforderung

6. Persönliche Gespräche - Für VIP-Patienten

Identifizieren Sie die 50-100 wichtigsten Patienten:

  • Meinungsführer in der Gemeinde
  • Langjährige Stammpatienten
  • Patienten mit komplexen Erkrankungen
  • Multiplikatoren (Lehrer, Pfarrer, Vereinsvorsitzende)

Diese sollten persönlich informiert werden – idealerweise in einem gemeinsamen Gespräch mit Alt- und Neuinhaber.

7. Lokale Medien - Für breite Öffentlichkeit

Pressemitteilung an:

  • Lokalzeitungen
  • Stadtmagazine
  • Gemeindeblätter
  • Lokale Radiosender

Inhalt:

  • Sachliche Information
  • Foto beider Ärzte
  • Kontinuität betonen
  • Kontaktdaten

Musterbriefe für jeden Anlass: Von der Erstinformation bis zur Einwilligung

Musterbrief 1: Der Goldstandard - Gemeinsamer Brief von Alt- und Neuinhaber

[Praxislogo]
[Datum]

Liebe Patientin, lieber Patient,

nach 25 erfüllten Jahren als Ihr Hausarzt möchte ich Ihnen heute eine wichtige Veränderung mitteilen, die mir sehr am Herzen liegt: Zum 1. April 2024 übergebe ich meine Praxis in die vertrauensvollen Hände von Frau Dr. Sarah Wagner.

Die Entscheidung, Frau Dr. Wagner als meine Nachfolgerin zu wählen, habe ich mit großer Sorgfalt getroffen. Sie ist eine hervorragend ausgebildete Fachärztin für Allgemeinmedizin mit zusätzlichen Qualifikationen in Naturheilverfahren und Psychosomatischer Grundversorgung. In den vergangenen Monaten hatte ich Gelegenheit, sie kennenzulernen und bin überzeugt: Sie wird die Praxis mit der gleichen Hingabe und Menschlichkeit führen, die Ihnen wichtig ist.

Was bedeutet diese Veränderung für Sie?

  • Ihr vertrautes Praxisteam bleibt vollständig erhalten
  • Alle Termine und Behandlungen laufen ohne Unterbrechung weiter
  • Die Praxisräume und Öffnungszeiten bleiben unverändert
  • Ihre Krankengeschichte wird nahtlos fortgeführt (mit Ihrer Zustimmung)


Frau Dr. Wagner und ich werden die kommenden Wochen nutzen, um einen reibungslosen Übergang zu gestalten. Ab Februar wird sie bereits tageweise in der Praxis mitarbeiten, sodass Sie sie persönlich kennenlernen können.

Für die Übertragung Ihrer Patientenakte an Frau Dr. Wagner benötigen wir aus datenschutzrechtlichen Gründen Ihre Einwilligung. Das beigefügte Formular können Sie bei Ihrem nächsten Besuch ausgefüllt mitbringen oder per Post an uns zurücksenden.

Es war mir eine Ehre, Sie über all die Jahre begleiten zu dürfen. Ich bin dankbar für Ihr Vertrauen und die vielen bereichernden Begegnungen. Mit Frau Dr. Wagner weiß ich Sie in den allerbesten Händen.

Für Rückfragen stehen Ihnen Frau Dr. Wagner und ich gerne persönlich zur Verfügung. Sie erreichen uns unter der gewohnten Telefonnummer [Nummer].

Mit herzlichen Grüßen und den besten Wünschen für Ihre Gesundheit

[Unterschrift] [Unterschrift] Dr. med. Klaus Müller Dr. med. Sarah Wagner Ihr bisheriger Hausarzt Ihre zukünftige Hausärztin
Anlagen:

  • Einwilligungserklärung zur Datenübertragung
  • Kurzvorstellung Dr. Wagner mit Foto

Musterbrief 2: Die persönliche Variante für Stammpatienten

[Praxislogo]

[Datum]

Liebe Frau [Schmidt],

seit über 15 Jahren darf ich Sie als Ihre Hausärztin begleiten - durch Höhen und Tiefen, durch gesunde und weniger gesunde Zeiten. Diese vertrauensvolle Beziehung liegt mir besonders am Herzen, weshalb ich Ihnen persönlich schreiben möchte.

Wie Sie vielleicht schon gehört haben, werde ich meine Praxis zum 1. Juli 2024 an meinen geschätzten Kollegen Herrn Dr. Thomas Weber übergeben. Diese Entscheidung fällt mir nicht leicht, aber nach 30 Jahren Praxistätigkeit ist es Zeit für einen neuen Lebensabschnitt.

Warum gerade Dr. Weber?

Ich kenne ihn seit seiner Assistenzarztzeit und habe seine Entwicklung zu einem empathischen, kompetenten Arzt verfolgt. Er teilt meine Überzeugung, dass gute Medizin Zeit und Zuwendung braucht. Besonders seine Expertise in der Diabetologie wird Ihnen als Diabetikerin zugutekommen.

Was ich Ihnen versichern kann:

  • Dr. Weber kennt bereits Ihre Krankengeschichte (selbstverständlich nur mit Ihrer Zustimmung)
  • Er wird Ihre Diabetesbehandlung nahtlos fortführen
  • Das Praxisteam mit Schwester Marion und Frau Krause bleibt bestehen
  • Ihre Medikation und Ihre Kontrolltermine bleiben unverändert

Ich würde mich freuen, wenn Sie Dr. Weber das gleiche Vertrauen entgegenbringen, das Sie mir all die Jahre geschenkt haben. Gerne stelle ich Ihnen Dr. Weber bei Ihrem nächsten Termin am [Datum] persönlich vor.

Für die formelle Übergabe Ihrer Patientenakte benötige ich noch Ihre schriftliche Einwilligung. Das Formular liegt bei.

Liebe Frau Schmidt, es war mir eine Ehre, Ihre Ärztin sein zu dürfen. Ich wünsche Ihnen von Herzen alles Gute und vor allem Gesundheit.

Ihre

[Unterschrift]
Dr. med. Maria Schneider

P.S.: Bei Fragen rufen Sie mich gerne direkt an unter [Direktwahl]

Musterbrief 3: Die Kurzversion für C-Patienten

[Praxislogo]

[Datum]

Information zur Praxisnachfolge

Sehr geehrte Patientin, sehr geehrter Patient,

zum 1. Oktober 2024 übernimmt Herr Dr. Michael Braun meine orthopädische Praxis.

Dr. Braun ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie mit Zusatz- qualifikationen in Sportmedizin und Chirotherapie. Er wird die Praxis mit dem bewährten Team am bekannten Standort weiterführen.

Was bleibt:

  • Praxisadresse und Telefonnummer
  • Das komplette Praxisteam
  • Alle Behandlungsangebote

Was ist neu:

  • Erweiterte Sprechzeiten (auch samstags)
  • Online-Terminbuchung ab November
  • Neue Stoßwellentherapie

Für die Übertragung Ihrer Patientenakte an Dr. Braun bitten wir um Ihre Einwilligung (Formular anbei).

Bei Fragen wenden Sie sich gerne an unser Praxisteam unter [Telefonnummer].

Mit freundlichen Grüßen

[Unterschrift]
Dr. med. Wolfgang Peters

Die Einwilligungserklärung - DSGVO-konform und rechtssicher

EINWILLIGUNGSERKLÄRUNG
zur Übertragung der Patientendaten bei Praxisübernahme

Patient/in:
Name: ___________________ Vorname: ___________________
Geburtsdatum: ___________________
Patientennummer: ___________________

Hiermit willige ich ein, dass meine vollständigen Patientenunterlagen
einschließlich:
□ Krankengeschichte/Anamnese
□ Befunde und Laborwerte
□ Röntgenbilder und sonstige Bildgebung
□ Medikationspläne
□ Arztbriefe und Überweisungen
□ Abrechnungsunterlagen

von Dr. med. [Altinhaber] an Dr. med. [Neuinhaber] zum Zweck der
nahtlosen Fortsetzung meiner medizinischen Behandlung übertragen werden.

Rechtsgrundlage: Die Datenverarbeitung erfolgt aufgrund Ihrer Einwilligung
gemäß Art. 6 Abs. 1 lit. a) i.V.m. Art. 9 Abs. 2 lit. a) DSGVO.

Ihre Rechte: Sie haben das Recht, Ihre Einwilligung jederzeit zu widerrufen.
Der Widerruf berührt nicht die Rechtmäßigkeit der bis dahin erfolgten
Verarbeitung. Weitere Informationen zu Ihren Rechten finden Sie in der
beigefügten Datenschutzerklärung.

Alternative: Sollten Sie keine Einwilligung erteilen, werden Ihre Unterlagen
gemäß der gesetzlichen Aufbewahrungspflicht durch [Altinhaber/Archiv]
verwahrt. Bei einer späteren Behandlung durch Dr. [Neuinhaber] müsste eine
neue Krankenakte angelegt werden.

□ Ich willige in die Datenübertragung ein
□ Ich willige NICHT in die Datenübertragung ein
□ Ich möchte erst zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden

___________________ ___________________
Ort, Datum           Unterschrift Patient/in

Bei Minderjährigen zusätzlich:
___________________
Unterschrift Erziehungsberechtigte/r

Die häufigsten Fehler und wie Sie sie vermeiden

Fehler 1: Zu späte Information

Das Problem: Praxis informiert erst 2 Wochen vor Übernahme. Patienten fühlen sich überrumpelt, Gerüchte sind bereits im Umlauf.

Die Lösung: 6-8 Wochen vorher informieren. Nicht früher (wird vergessen), nicht später (zu wenig Zeit für Fragen).

Praxisbeispiel: Dr. Lehmann informierte 3 Tage vor Übernahme. Resultat: 35% Patientenverlust, Shitstorm in sozialen Medien.

Fehler 2: Rein sachliche Kommunikation

Das Problem: Brief liest sich wie eine Geschäftsaufgabe. Keine Emotionen, keine Wertschätzung.

Die Lösung: Balance zwischen Emotion und Information. Danken Sie für Vertrauen, zeigen Sie Verständnis für Verunsicherung.

Fehler 3: Fehlende Einwilligungseinholung

Das Problem: Praxis "vergisst" Einwilligungen. Neuinhaber greift trotzdem auf Akten zu. DSGVO-Verstoß!

Die Lösung: Systematische Erfassung, Nachfass-Aktionen, Dokumentation jeder Einwilligung.

Fehler 4: Unterschätzte Ängste spezieller Patientengruppen

Das Problem: Angstpatienten, chronisch Kranke und Senioren werden wie alle anderen informiert.

Die Lösung: Segmentierte Kommunikation, persönliche Ansprache, Extra-Sprechstunde für Fragen.

Fehler 5: Vernachlässigung der digitalen Kanäle

Das Problem: Nur Brief verschickt, jüngere Patienten fühlen sich nicht angesprochen.

Die Lösung: Multi-Channel-Strategie, altersgerechte Ansprache, moderne Kommunikationswege nutzen.

Spezialfall Gemeinschaftspraxis und MVZ

Bei Gemeinschaftspraxen und MVZ gelten besondere Regeln:

Gemeinschaftspraxis (BAG)

Besonderheit: Nur ein Partner scheidet aus, Praxis besteht fort.

Kommunikationsstrategie:

  • Kontinuität betonen ("Die Praxis bleibt bestehen")
  • Verbleibende Partner in Vordergrund stellen
  • Neuen Partner als Verstärkung präsentieren
  • Keine dramatischen Abschiede

Musterformulierung:"Dr. Meyer verstärkt ab [Datum] unser Ärzteteam und übernimmt die Patienten von Dr. Schmidt, der in den wohlverdienten Ruhestand geht."

MVZ-Übernahme

Besonderheit: Oft wird aus Einzelpraxis ein MVZ-Standort.

Kritische Punkte:

  • Patienten fürchten "Kommerzialisierung"
  • Angst vor häufigem Arztwechsel
  • Sorge um persönliche Betreuung

Gegenstrategie:

  • Persönliche Betreuung garantieren
  • Vorteile hervorheben (erweiterte Öffnungszeiten, mehr Fachrichtungen)
  • Lokale Verankerung betonen
  • Ansprechpartner klar benennen

Die Erfolgsmessung: KPIs für gelungene Patientenkommunikation

Messen Sie den Erfolg Ihrer Kommunikationsstrategie:

Quantitative KPIs

Patientenbindung:

  • Abwanderungsquote (Ziel: <5%)
  • Rücklaufquote Einwilligungen (Ziel: >80%)
  • Terminausfälle erste 3 Monate (Ziel: <10% über Normal)

Kommunikationsreichweite:

  • Brief-Zustellquote (Ziel: >95%)
  • E-Mail-Öffnungsrate (Ziel: >60%)
  • Website-Besuche Infoseite (Ziel: 50% der Patienten)

Wirtschaftliche Kennzahlen:

  • Umsatzentwicklung erste 6 Monate
  • Neupatientenzahlen
  • Durchschnittliche Behandlungsfrequenz

Qualitative KPIs

Patientenzufriedenheit:

  • NPS (Net Promoter Score) nach 3 Monaten
  • Google-Bewertungen Entwicklung
  • Beschwerdeaufkommen

Mitarbeiterfeedback:

  • Rückmeldungen zur Patientenstimmung
  • Anzahl kritischer Gespräche
  • Teamzufriedenheit

Krisenmanagement: Wenn die Kommunikation schiefläuft

Trotz bester Vorbereitung kann es zu Kommunikationskrisen kommen:

Szenario 1: Shitstorm in sozialen Medien

Auslöser: Unzufriedener Patient postet negative Kommentare über Übernahme.

Sofortmaßnahmen:

  1. Innerhalb 2 Stunden reagieren
  2. Verständnis zeigen, Dialog anbieten
  3. Offline-Klärung vorschlagen
  4. Andere Patienten aktivieren (positive Stimmen)

Langfristig:

  • Transparenz erhöhen
  • Mehr Kommunikationskanäle öffnen
  • Patientenbeirat gründen

Szenario 2: Datenschutzvorfall

Auslöser: Neuinhaber nutzt Patientendaten ohne Einwilligung.

Sofortmaßnahmen:

  1. Zugriff sofort sperren
  2. Dokumentation des Vorfalls
  3. Betroffene informieren
  4. Datenschutzbeauftragten einschalten
  5. Ggf. Aufsichtsbehörde melden (72-Stunden-Frist!)

Prävention:

  • Technische Zugriffskontrollen
  • Schulung aller Beteiligten
  • Klare Prozesse definieren

Szenario 3: Massiver Patientenschwund

Auslöser: 30% der Patienten wechseln in ersten 3 Monaten.

Gegenmaßnahmen:

  1. Sofort-Analyse der Gründe (Telefoninterviews)
  2. Rückholaktion starten
  3. Persönliche Briefe an Wechsler
  4. Sonderaktionen für Bestandspatienten
  5. Verstärktes Marketing für Neupatienten

Checkliste: Die komplette Patientenkommunikation

📋 12 Wochen vor Übernahme

Analyse und Planung

  • Patientendatenbank segmentieren
  • Kommunikationsstrategie festlegen
  • Kommunikationskanäle prüfen
  • Budget planen (3.000-5.000€)
  • Zeitplan erstellen

📋 8 Wochen vor Übernahme

Vorbereitung der Materialien

  • Briefe formulieren
  • Einwilligungsformulare erstellen
  • Website-Infoseite vorbereiten
  • Praxisaushänge gestalten
  • Pressemitteilung schreiben

Rechtliche Prüfung

  • Datenschutzkonformität prüfen lassen
  • Berufsrecht checken
  • Einwilligungserklärungen von Anwalt prüfen lassen

📋 6 Wochen vor Übernahme

Versand Erstinformation

  • Briefe an A-Patienten versenden
  • Briefe an B-Patienten versenden
  • E-Mails versenden (wo erlaubt)
  • Aushänge in Praxis platzieren
  • Website aktualisieren

📋 4 Wochen vor Übernahme

Nachfass-Aktionen

  • Erinnerung an Einwilligungserklärungen
  • Telefonische Kontaktaufnahme VIP-Patienten
  • Social Media Posts
  • Pressemitteilung versenden

📋 2 Wochen vor Übernahme

Finale Vorbereitung

  • Einwilligungen auswerten
  • Nicht-Einwilliger separat erfassen
  • Team-Briefing durchführen
  • Gesprächsleitfäden für Team erstellen

📋 Übernahmetag

Tag 1

  • Willkommensaushang
  • Team-Meeting
  • Erste Patientengespräche
  • Social Media Update

📋 Erste Woche

Intensive Betreuung

  • Persönliche Vorstellung bei jedem Patient
  • Feedback-Box aufstellen
  • Tägliche Team-Besprechung
  • Problemfälle dokumentieren

📋 Erster Monat

Stabilisierung

  • Patientenbefragung starten
  • Abwanderungen analysieren
  • Nachfass-Brief an Nicht-Erschienene
  • Erste Optimierungen

📋 Nach 3 Monaten

Erfolgskontrolle

  • Umfassende Patientenbefragung
  • KPI-Auswertung
  • Lessons Learned dokumentieren
  • Kommunikationsstrategie anpassen

Digitale Tools und Technologien für die Patientenkommunikation

Die Digitalisierung bietet enorme Chancen für effiziente Patientenkommunikation:

E-Mail-Marketing-Tools

Empfohlene Anbieter für Praxen:

  • CleverReach: DSGVO-konform, Server in Deutschland
  • Mailchimp: Umfangreich, aber US-Anbieter
  • Sendinblue: Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Funktionen die Sie nutzen sollten:

  • Segmentierung nach Patientengruppen
  • A/B-Testing für Betreffzeilen
  • Öffnungsraten-Tracking
  • Automatisierte Follow-Ups

Online-Terminbuchung

Vorteile bei Übernahme:

  • Zeigt Modernität und Kontinuität
  • Reduziert Telefonaufkommen
  • 24/7 Verfügbarkeit

Anbieter:

  • Doctolib
  • Jameda
  • Samedi (Doctolib)
  • Eigene Praxis-App

Patientenportale

Funktionen:

  • Sichere Kommunikation
  • Dokumentenaustausch
  • Einwilligungsverwaltung
  • Befundabfrage

Besondere Patientengruppen richtig ansprechen

Senioren (65+)

Besondere Bedürfnisse:

  • Große Schrift (min. 14pt)
  • Einfache, klare Sprache
  • Persönliche Ansprache wichtig
  • Telefonische Erreichbarkeit

Kommunikationstipps:

  • Brief als Hauptmedium
  • Persönliche Unterschrift (keine Faksimile)
  • Foto des neuen Arztes beilegen
  • Kontinuität stark betonen

Chronisch Kranke

Spezielle Ängste:

  • Unterbrechung der Behandlung
  • Verlust der Krankengeschichte
  • Neue Behandlungskonzepte

Lösungsansätze:

  • Behandlungskontinuität garantieren
  • Medikationspläne bestätigen
  • Persönliches Übergabegespräch anbieten

Privatpatienten

Erwartungshaltung:

  • Exklusive Information
  • Persönliche Ansprache
  • Servicequalität erhalten

Empfohlene Maßnahmen:

  • Separater, hochwertiger Brief
  • Persönliche Telefonnummer
  • Exklusive Kennenlern-Sprechstunde

Familien mit Kindern

Fokus:

  • Kontinuität für Kinder
  • Vertraute Gesichter (Team)
  • Kinderfreundlichkeit

Kommunikation:

  • Familienbrief
  • Spielerische Elemente für Kinder
  • "Kennenlern-Nachmittag" mit Praxisrallye

Internationale Best Practices

Schweizer Modell: Der Übergabebegleiter

In der Schweiz hat sich das Modell des "Übergabebegleiters" bewährt:

  • 3-6 Monate gemeinsame Praxisführung
  • Schrittweise Patientenübergabe
  • Gemeinsame Sprechstunden

Ergebnis: Abwanderungsquote unter 2%

Niederländisches Modell: Der Patientenbeirat

Niederländische Praxen binden Patienten aktiv ein:

  • Patientenbeirat wählt Nachfolger mit aus
  • Transparenter Auswahlprozess
  • Patienten als Botschafter

Ergebnis: Höchste Akzeptanzraten in Europa

Skandinavisches Modell: Digitale Transparenz

In Skandinavien läuft alles digital:

  • Online-Abstimmung über Nachfolger
  • Digitale Kennenlern-Sessions
  • App-basierte Kommunikation

Ergebnis: 95% digitale Einwilligungsquote

Fazit: Der Schlüssel zum erfolgreichen Patientenübergang

Die Information der Patienten bei einer Praxisübernahme ist weit mehr als eine rechtliche Pflichtübung – sie ist der Schlüssel zum langfristigen Erfolg der Praxis. Eine durchdachte, empathische und rechtssichere Kommunikationsstrategie kann den Unterschied zwischen 5% und 30% Patientenverlust ausmachen.

Die wichtigsten Erfolgsfaktoren:

  1. Frühzeitige Information (6-8 Wochen vorher)
  2. Gemeinsame Kommunikation von Alt- und Neuinhaber
  3. Multi-Channel-Ansatz für alle Altersgruppen
  4. Rechtssichere Einwilligung nach DSGVO
  5. Persönliche Note trotz Digitalisierung
  6. Kontinuität betonen bei notwendigen Veränderungen
  7. Nachfassen und Monitoring für optimale Bindung

Mit den richtigen Tools, durchdachten Prozessen und vor allem mit Empathie und Verständnis für die Patientenperspektive wird die Praxisübernahme zu einer Chance für einen erfolgreichen Neustart.

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