Die Vorteile einer Praxisübernahme gegenüber der Neugründung
Eine Praxisübernahme bietet handfeste wirtschaftliche und organisatorische Vorteile. Der wichtigste Faktor ist der etablierte Patientenstamm: Sie starten nicht bei null, sondern übernehmen einen bestehenden Patientenkreis, der unmittelbare Umsätze generiert. Ein Hausarzt in München berichtete uns: "Bereits in der ersten Woche nach Übernahme hatte ich volle Sprechstunden – bei einer Neugründung hätte ich Monate gebraucht, um diese Auslastung zu erreichen."
Das eingespielte Praxisteam ist ein weiterer entscheidender Vorteil:
- Erfahrene MFAs kennen alle Abläufe
- Keine aufwendige Personalsuche nötig
- Patienten behalten vertraute Ansprechpartner
- Reibungsloser Übergang ohne Betriebsunterbrechung
Die vorhandene Infrastruktur und Ausstattung spart erhebliche Investitionen. Räume sind bereits für den Praxisbetrieb optimiert, medizinische Geräte vorhanden und alle Prozesse etabliert. Ein Orthopäde kalkulierte: "Die Neuausstattung einer vergleichbaren Praxis hätte mich mindestens 300.000 Euro zusätzlich gekostet."
Grundlegende Überlegungen vor der Entscheidung
Bevor Sie sich für eine konkrete Praxis entscheiden, sollten fundamentale Fragen geklärt sein. Die Wahl zwischen Übernahme oder Neugründung hängt stark von der regionalen Situation ab. In gesperrten Planungsbereichen mit Überversorgung bleibt oft nur die Übernahme als Option. Dr. Sarah Weber aus Stuttgart erklärt: "In der Innenstadt war eine Neuzulassung unmöglich – die Übernahme war mein einziger Weg zur eigenen Praxis."
Die Entscheidung zwischen Einzelpraxis oder Kooperation prägt Ihre gesamte berufliche Zukunft:
- Einzelpraxis: Maximale Autonomie, aber auch volle Verantwortung
- Gemeinschaftspraxis: Geteilte Verantwortung, kollegialer Austausch
- MVZ-Beteiligung: Weniger unternehmerisches Risiko, aber eingeschränkte Gestaltungsfreiheit
Praxisbeispiel Kooperation: Dr. Thomas Müller übernahm gemeinsam mit einer Kollegin eine große Hausarztpraxis. "Die geteilte Verantwortung war goldwert – gerade in der Anfangsphase konnten wir uns gegenseitig unterstützen und Urlaubsvertretungen waren kein Problem."
Die passende Praxis finden: Strategien und Quellen
Die Suche nach der richtigen Praxis erfordert systematisches Vorgehen. Die Praxisbörsen der KVen sind die wichtigste Anlaufstelle – hier werden freie Kassensitze offiziell ausgeschrieben. Ergänzend bieten Online-Marktplätze wie die apoBank-Praxisbörse oder spezialisierte Portale weitere Angebote.
Insider-Tipp: Unterschätzen Sie niemals persönliche Netzwerke! Dr. Lisa Schmidt fand ihre Traumpraxis durch einen Hinweis beim Ärztestammtisch: "Der Kollege erwähnte beiläufig seine Ruhestandspläne. Ein Jahr später hatte ich die Praxis übernommen, bevor sie überhaupt ausgeschrieben wurde."
Wichtige Suchkanäle im Überblick:
- KV-Praxisbörsen (regional unterschiedlich)
- Online-Portale (Medizinio, Praxis-Börse.de)
- Fachzeitschriften und Verbandsmedien
- Direkte Ansprache potenzieller Abgeber
- Vermittlung durch Berater oder Banken
Standort- und Praxisanalyse: Die Due Diligence
Die gründliche Analyse einer Praxis ist entscheidend für den späteren Erfolg. Die Räumlichkeiten und Ausstattung müssen nicht nur aktuellen, sondern auch zukünftigen Anforderungen genügen. Prüfen Sie besonders kritisch:
Checkliste Raumanalyse:
- Barrierefreiheit (gesetzliche Vorgabe!)
- Parkplatzsituation für Patienten
- Öffentliche Verkehrsanbindung
- Erweiterungsmöglichkeiten
- Zustand der Sanitäranlagen
- Modernisierungsbedarf
Ein Kinderarzt berichtet aus seiner Analyse: "Die Praxis lag perfekt – direkt neben einer Grundschule und mit eigenem Parkplatz. Aber die fehlende Barrierefreiheit im zweiten Stock hätte 80.000 Euro Umbaukosten bedeutet."
Die Wettbewerbsanalyse zeigt Ihre Marktposition:
- Anzahl der Mitbewerber im Umkreis
- Spezialisierungen der Konkurrenz
- Bevölkerungsentwicklung der Region
- Altersstruktur der Einwohner
- Geplante Neubaugebiete
Praxisbeispiel Patientenstruktur: Eine Allgemeinärztin analysierte den Patientenstamm genau: "70% der Patienten waren über 65 Jahre alt. Das bedeutete einerseits stabile Einnahmen durch Chronikerprogramme, andererseits musste ich mittelfristig um jüngere Patienten werben."
Praxiswert ermitteln und Kaufpreis verhandeln
Die Wertermittlung einer Praxis ist komplex und sollte professionell erfolgen. Der durchschnittliche Kaufpreis für eine Hausarztpraxis liegt bei etwa 110.000 Euro, plus durchschnittlich 78.000 Euro für notwendige Investitionen – insgesamt also rund 188.000 Euro. Facharztpraxen können deutlich teurer sein: Eine gut laufende Orthopädiepraxis kann über 500.000 Euro kosten.
Das modifizierte Ertragswertverfahren ist Standard:
- Materieller Wert: Inventar, Geräte, Vorräte (meist 20-40% des Gesamtwerts)
- Ideeller Wert: Goodwill, Patientenstamm, Lage (meist 60-80% des Gesamtwerts)
Rechenbeispiel Hausarztpraxis:
- Durchschnittlicher Jahresüberschuss: 150.000 €
- Materieller Wert (Inventar/Geräte): 40.000 €
- Ideeller Wert (Faktor 0,8 x Jahresüberschuss): 120.000 €
- Gesamtwert: 160.000 €
- Verhandlungsergebnis: 150.000 € (aufgrund anstehender Investitionen)
Verhandlungstipp: Verkäufer haben oft emotionale Bindungen und überhöhte Preisvorstellungen. Ein neutrales Gutachten schafft eine objektive Verhandlungsbasis.
Finanzierung strukturiert angehen
Die Finanzplanung entscheidet über die Machbarkeit der Übernahme. Banken erwarten einen detaillierten Businessplan mit realistischen Annahmen. Ein typischer Finanzierungsplan umfasst:
Investitionsbedarfsrechnung:
- Kaufpreis Praxis: 150.000 €
- Modernisierung/Umbau: 30.000 €
- Neue Geräte/IT: 25.000 €
- Marketing/Werbung: 5.000 €
- Beratungskosten: 10.000 €
- Liquiditätsreserve: 30.000 €
- Gesamtbedarf: 250.000 €
Finanzierungsstruktur:
- Eigenkapital: 50.000 € (20%)
- KfW-Förderkredit: 100.000 €
- Bankdarlehen: 100.000 €
Förderung nutzen: In unterversorgten Gebieten winken attraktive Zuschüsse. Ein Landarzt in Bayern erhielt 60.000 Euro Niederlassungsförderung plus zinsgünstige Darlehen: "Ohne diese Förderung hätte ich mir die Praxis nicht leisten können."
Rechtliche Hürden meistern: Zulassung und Verträge
Der Weg zur Kassenzulassung ist oft die größte Hürde. In gesperrten Gebieten konkurrieren mehrere Bewerber um einen Sitz. Die Zulassungsausschüsse entscheiden nach festgelegten Kriterien:
Auswahlkriterien der Zulassungsausschüsse:
- Dauer der ärztlichen Tätigkeit (Berufserfahrung)
- Approbationsalter
- Ehepartner/Lebenspartner in der Region
- Kinder in ortsnahen Schulen
- Bisherige Tätigkeit in der Region
Praxisbeispiel Zulassungsverfahren: Dr. Martin Hoffmann bewarb sich gegen vier Mitbewerber: "Meine dreijährige Vertretungstätigkeit in der Region und die Empfehlung des Praxisabgebers gaben den Ausschlag."
Der Praxisübernahmevertrag muss wasserdicht sein. Essenzielle Vertragsbestandteile:
- Kaufgegenstand exakt definiert
- Kaufpreis und Zahlungsmodalitäten
- Aufschiebende Bedingung: Zulassungserteilung
- Inventarliste als Anlage
- Personalübernahme nach §613a BGB
- Haftungsregelungen
- Wettbewerbsverbot für Abgeber
Musterformulierung Zulassungsvorbehalt:"Dieser Vertrag wird unter der aufschiebenden Bedingung geschlossen, dass der Käufer die vertragsärztliche Zulassung für den Vertragsarztsitz erhält. Wird die Zulassung nicht oder nicht wie beantragt erteilt, können beide Parteien vom Vertrag zurücktreten."
Personalübernahme: Das Team richtig einbinden
Bei der Praxisübernahme gehen alle Arbeitsverhältnisse automatisch auf Sie über (§613a BGB). Das bedeutet konkret:
- Alle Arbeitsverträge bleiben unverändert gültig
- Gehälter, Urlaubsansprüche und Sonderzahlungen bleiben bestehen
- Kündigungen wegen der Übernahme sind unzulässig
- Mitarbeiter haben ein einmonatiges Widerspruchsrecht
Kommunikationsstrategie für die Teamübernahme:
8 Wochen vor Übernahme: Erstes informelles Kennenlernen"Ich habe das Team zum Kaffee eingeladen und mich vorgestellt – ohne gleich der neue Chef zu sein", berichtet eine Internistin.
4 Wochen vor Übernahme: Offizielle Information mit AbgeberGemeinsame Teamsitzung, schriftliche Information nach §613a BGB aushändigen, Fragen beantworten.
Mustertext Mitarbeiterinformation:
"Sehr geehrte Frau [Name],
hiermit informieren wir Sie, dass die Praxis zum [Datum] von
[Neuer Inhaber] übernommen wird. Ihr Arbeitsverhältnis geht
mit allen Rechten und Pflichten auf den neuen Inhaber über.
Ihre Arbeitsbedingungen bleiben unverändert..."
Nach der Übernahme: Einzelgespräche führenEine Allgemeinärztin führte mit jeder MFA ein 30-minütiges Gespräch: "Ich wollte wissen, was gut läuft, was verbessert werden kann und welche Fortbildungswünsche bestehen."
Patientenakten und Datenschutz rechtssicher gestalten
Der Umgang mit Patientendaten ist hochsensibel. Die ärztliche Schweigepflicht gilt auch gegenüber dem Praxisnachfolger! Ohne explizite Einwilligung dürfen keine Patientendaten übertragen werden.
Das bewährte Zwei-Schrank-Modell:
- Schrank 1: Akten mit Einwilligung → Übergabe an Nachfolger
- Schrank 2: Akten ohne Einwilligung → Verbleib beim Abgeber unter Verschluss
Praxisbeispiel Einwilligungsmanagement: Ein Hausarzt verschickte 6 Wochen vor Übernahme Briefe an alle Patienten. "Von 2.800 Patienten antworteten 1.900 mit Einwilligung. Die anderen holten wir beim ersten Praxisbesuch nach – am Ende hatten wir 95% Zustimmung."
Muster Patientenanschreiben:
aa Liebe Patientin, lieber Patient,
nach 30 Jahren übergebe ich meine Praxis zum [Datum] an
[Nachfolger mit Qualifikation].
Damit Ihre Behandlung nahtlos fortgeführt werden kann, bitte
ich um Ihre Einwilligung zur Übertragung Ihrer Patientenakte.
Bitte kreuzen Sie an:
□ Ja, ich bin mit der Übertragung meiner Patientenakte einverstanden
□ Nein, ich möchte meine Akte nicht übertragen
Mit freundlichen Grüßen
[Unterschrift Abgeber]
DSGVO-Konformität sicherstellen:
- Schriftliche Einwilligung einholen
- Widerrufsrecht deutlich machen
- Aufbewahrungsfristen beachten (10 Jahre)
- Datenschutzbeauftragten einbeziehen
Kommunikationsstrategie für einen reibungslosen Übergang
Die richtige Kommunikation entscheidet über den Erfolg der Übernahme. Eine durchdachte Strategie bindet Patienten und schafft Vertrauen.
Timeline der Patientenkommunikation:
8 Wochen vorher: Erste Information im WartezimmerAushang mit Foto des Nachfolgers und kurzer Vorstellung.
6 Wochen vorher: Persönliche Briefe versendenIndividualisierte Anschreiben an Stammpatienten mit Einwilligungsformular.
4 Wochen vorher: Pressearbeit startenAnkündigung in Lokalzeitung, Update der Website, Social Media nutzen.
2 Wochen vorher: Intensive PhasePraxisteam informiert aktiv, Flyer in Apotheken, Information an Zuweiser.
Übernahmetag: Präsenz zeigenEin Neurologe berichtet: "Ich war die ersten zwei Wochen täglich 30 Minuten früher da und habe jeden Patienten persönlich begrüßt – der Aufwand hat sich gelohnt."
Marketing-Maßnahmen nach Übernahme:
- Modernisierte Website mit Online-Terminbuchung
- Google My Business Eintrag optimieren
- Bewertungsmanagement aktiv betreiben
- Newsletter für Gesundheitstipps
- Kooperationen mit Apotheken
Der optimale Übernahmezeitpunkt und Übergangsmodelle
Die Wahl des richtigen Übergangsmodells beeinflusst den Erfolg erheblich. Zwei Hauptvarianten haben sich bewährt:
Sofortübernahme (Stichtagsmodell):Der Abgeber hört zum Stichtag auf, Sie übernehmen komplett. Dies erfordert exzellente Vorbereitung, bietet aber klare Verhältnisse.
Gestaffelte Übernahme (Übergangsphase):Sie arbeiten zunächst 3-6 Monate gemeinsam in der Praxis. Das ermöglicht warme Übergabe und Vertrauensaufbau.
Praxisbeispiel Übergangsphase: Eine Gynäkologin arbeitete sechs Monate als Juniorpartnerin mit: "Die Patientinnen lernten mich kennen, während die Abgeberin noch da war. Die Akzeptanz war fantastisch – nach der Übernahme blieben 98% der Patientinnen."
Vor- und Nachteile der Modelle:
Praxisstart erfolgreich gestalten: Die ersten 100 Tage
Die ersten Monate nach der Übernahme sind entscheidend. Ein strukturierter Fahrplan hilft, nichts zu vergessen:
Woche 1-2: Ankommen und Orientieren
- Team-Meeting: Arbeitsweise besprechen
- Wichtigste Abläufe verstehen
- Notfallmanagement prüfen
- Hygienestandards checken
Woche 3-4: Erste Optimierungen
- QM-System durchgehen (hier hilft Paul enorm!)
- Ineffizienzen identifizieren
- Kleine Quick-Wins umsetzen
- Zuweiserkontakte auffrischen
Monat 2-3: Veränderungen einführen
- Digitalisierung vorantreiben
- Neue Services einführen
- Teamfortbildungen starten
- Marketingmaßnahmen umsetzen
Praxisbeispiel Digitalisierung: Ein Orthopäde führte Online-Terminbuchung ein: "Nach drei Monaten buchten 40% der Patienten online – das entlastete die Anmeldung enorm."
Monat 4-6: Konsolidierung
- Erste Bilanz ziehen
- Prozesse standardisieren
- Langfristige Ziele definieren
- Netzwerk ausbauen
Qualitätsmanagement von Anfang an richtig aufsetzen
Ein funktionierendes QM-System ist nicht nur Pflicht, sondern Ihr Erfolgsfaktor. Die G-BA fordert ein praxisinternes Qualitätsmanagement – nutzen Sie dies als Chance!
QM-Kernbereiche in der Übernahmephase:
- Hygienemanagement überprüfen und aktualisieren
- Notfallmanagement testen und schulen
- Fehler- und Beschwerdemanagement etablieren
- Dokumentation digitalisieren und standardisieren
Praktisches Beispiel Notfallmanagement: Eine Kinderärztin führte monatliche Notfallübungen ein: "Nach einem echten Notfall in Woche 3 war ich froh über unsere Vorbereitung – alles lief wie geübt."
Mit Paul sparen Sie hier enorm Zeit: Über 100 G-BA-konforme Vorlagen sind sofort verfügbar, individuell anpassbar und immer aktuell. Ein Internist berichtet: "Statt wochenlang Dokumente zu erstellen, hatte ich mit Paul in drei Stunden ein komplettes QM-System."
Controlling und Erfolgsmessung etablieren
Behalten Sie von Anfang an Ihre Zahlen im Blick. Ein systematisches Controlling verhindert böse Überraschungen:
Monatliche Kennzahlen:
- Patientenzahlen (Neu vs. Bestand)
- Umsatz (Kasse vs. Privat)
- Kosten (Personal, Material, Miete)
- Liquidität
- Durchschnittlicher Fallwert
Quartalsziele definieren:
- Q1: Praxis stabilisieren, Team einarbeiten
- Q2: Erste Optimierungen, neue Services
- Q3: Marketing intensivieren, Netzwerk ausbauen
- Q4: Bilanz ziehen, Strategie 2025
Benchmark-Beispiel: Eine Hausärztin verglich sich mit Branchenwerten: "Mein Materialaufwand lag bei 12% statt üblichen 8% – durch Lieferantenwechsel sparte ich 15.000 Euro jährlich."
Typische Fehler vermeiden: Learnings aus der Praxis
Aus den Erfahrungen vieler Praxisübernahmen kristallisieren sich typische Stolperfallen heraus:
Fehler 1: Zu optimistische Planung"Ich kalkulierte mit dem Vorjahresumsatz, aber 15% der Patienten wechselten. Zum Glück hatte ich Reserven", warnt ein Hautarzt.
Fehler 2: Überstürzte VeränderungenEine Gynäkologin räumt ein: "Ich wollte alles sofort modernisieren. Das verunsicherte Team und Patienten. Heute würde ich schrittweise vorgehen."
Fehler 3: Fehlende Kommunikation"Ich informierte die Zuweiser nicht rechtzeitig. Die Überweisungen brachen um 30% ein", berichtet ein Radiologe.
Fehler 4: Vernachlässigtes QMEin Allgemeinarzt musste nachbessern: "Bei der KV-Prüfung fehlten wichtige QM-Dokumente. Mit Paul wäre das nicht passiert."
Fehler 5: Unterschätzte Arbeitsbelastung"Die ersten drei Monate arbeitete ich 70 Stunden pro Woche. Planen Sie Unterstützung ein!", rät eine Kinderärztin.
Investment in die Zukunft: Modernisierung richtig angehen
Nach der Übernahme stehen oft Modernisierungen an. Priorisieren Sie clever:
Sofort-Maßnahmen (0-3 Monate):
- Defekte Geräte ersetzen
- IT-Sicherheit gewährleisten
- Hygienemängel beheben
- Notfallausrüstung komplettieren
Kurzfristig (3-6 Monate):
- Praxissoftware optimieren
- Online-Services einführen
- Wartezimmer auffrischen
- Beschilderung erneuern
Mittelfristig (6-12 Monate):
- Behandlungsräume modernisieren
- Neue Diagnostikgeräte anschaffen
- Barrierefreiheit verbessern
- Energieeffizienz steigern
Investitionsbeispiel: Ein Orthopäde investierte 50.000 Euro in digitales Röntgen: "Die Amortisation dauerte zwei Jahre, aber die Zeitersparnis und Bildqualität überzeugten sofort."
Netzwerk aufbauen und Kooperationen pflegen
Erfolgreiche Praxen sind gut vernetzt. Investieren Sie Zeit in professionelle Beziehungen:
Wichtige Netzwerkpartner:
- Ärztliche Kollegen (Zuweiser und Konsiliarius)
- Krankenhäuser (Einweisungen, Entlassmanagement)
- Apotheken (Medikationsmanagement)
- Therapeuten (Physio, Ergo, Logo)
- Pflegedienste (ambulante Versorgung)
- Sanitätshäuser (Hilfsmittelversorgung)
Networking-Strategie: Ein HNO-Arzt besuchte systematisch alle Hausärzte im Umkreis: "Die persönliche Vorstellung brachte 40% mehr Überweisungen als Briefe."
Kooperationsbeispiel: Eine Diabetologin initiierte einen Qualitätszirkel: "Der monatliche Austausch mit Hausärzten verbesserte die Versorgung und stärkte die Zusammenarbeit."
Die ultimative Praxisübernahme-Checkliste
Nach all den Details und Praxisbeispielen finden Sie hier die komplette Checkliste für Ihre Praxisübernahme – chronologisch strukturiert und sofort anwendbar:
📋 12 Monate vor Übernahme
Grundsatzentscheidungen
- Entscheidung Übernahme vs. Neugründung treffen
- Praxisform festlegen (Einzelpraxis/Gemeinschaftspraxis/MVZ)
- Zielregion definieren und Planungsbereiche prüfen
- Fachliche Voraussetzungen klären (Facharzt, Zusatzqualifikationen)
- Finanzielle Möglichkeiten grob kalkulieren
- Familiäre Situation berücksichtigen (Umzug, Schulen, Partner)
Erste Schritte
- Existenzgründungsberatung der KV wahrnehmen
- Ins Arztregister eintragen lassen
- Praxisbörsen durchsuchen und Suchauftrag anlegen
- Netzwerk aktivieren und Kollegen informieren
- Erste Finanzierungsgespräche mit Banken führen
📋 9 Monate vor Übernahme
Praxissuche intensivieren
- Konkrete Praxisangebote prüfen
- Erstbesichtigungen durchführen
- Standortanalysen erstellen
- Mitbewerber analysieren
- Demographische Daten auswerten
Due Diligence vorbereiten
- Berater/Gutachter beauftragen
- Checkliste für Praxisanalyse erstellen
- Vertraulichkeitsvereinbarung vorbereiten
📋 6 Monate vor Übernahme
Detailprüfung der Wunschpraxis
- Wirtschaftliche Kennzahlen analysieren (3 Jahresabschlüsse)
- Patientenstruktur bewerten
- Mietvertrag prüfen
- Personalstruktur und -kosten analysieren
- Gerätebestand und Wartungsverträge prüfen
- Investitionsbedarf ermitteln
- Praxissoftware und IT-Infrastruktur bewerten
Praxiswert ermitteln
- Bewertungsgutachten beauftragen
- Materiellen Wert inventarisieren
- Ideellen Wert berechnen lassen
- Verhandlungsstrategie entwickeln
📋 4 Monate vor Übernahme
Vertragsverhandlungen
- Kaufpreis verhandeln
- Letter of Intent unterzeichnen
- Rechtsanwalt (Medizinrecht) beauftragen
- Übernahmevertrag ausarbeiten
- Personalübernahme klären
- Mietvertrag mit Vermieter besprechen
Finanzierung finalisieren
- Detaillierten Businessplan erstellen
- Investitionsplan aufstellen
- Fördermittel beantragen (VOR Vertragsunterzeichnung!)
- Kreditanträge stellen
- Finanzierungszusagen einholen
📋 3 Monate vor Übernahme
Zulassungsverfahren
- Antragsunterlagen für Zulassungsausschuss zusammenstellen
- Antrag auf Nachbesetzung fristgerecht einreichen
- Präsentation für Ausschuss vorbereiten
- Empfehlungsschreiben organisieren
Verträge finalisieren
- Kaufvertrag unter Vorbehalt unterschreiben
- Mietvertrag/Mietübernahme regeln
- Leasingverträge prüfen und übernehmen
- Wartungsverträge durchgehen
📋 2 Monate vor Übernahme
Team und Kommunikation
- Erstes Kennenlernen mit Praxisteam
- Mitarbeiterinformation nach §613a BGB vorbereiten
- Patientenanschreiben entwerfen
- Einwilligungsformulare vorbereiten
- Pressetext verfassen
Organisatorische Vorbereitung
- QM-System prüfen (Paul kostenlos testen!)
- Versicherungen abschließen/umschreiben
- Praxissoftware-Schulung vereinbaren
- Neue Stempel/Briefpapier bestellen
- Praxisschild in Auftrag geben
📋 6 Wochen vor Übernahme
Kommunikationsoffensive
- Patientenbriefe versenden
- Aushang in Praxis platzieren
- Website aktualisieren lassen
- Zuweiser informieren
- Apotheken benachrichtigen
- Kooperationspartner kontaktieren
Behördliche Meldungen vorbereiten
- Finanzamt (Fragebogen steuerliche Erfassung)
- Versorgungswerk
- Ärztekammer
- Berufsgenossenschaft
- Gewerbeaufsicht (bei Röntgen)
📋 4 Wochen vor Übernahme
Finale Vorbereitungen
- Zulassungsbescheid erhalten
- Finanzierung abrufen
- Notartermin wahrnehmen (falls erforderlich)
- Offizielle Mitarbeiterinformation durchführen
- IT-Zugänge vorbereiten (KV-SafeNet, KIM, eHBA)
- Praxisbegehung mit Abgeber
Einarbeitungsphase
- Wichtigste Patienten kennenlernen
- Notfallmanagement durchgehen
- Hygienepläne studieren
- Abrechnungsprozesse verstehen
📋 1 Woche vor Übernahme
Letzte Checks
- Inventarübernahme vorbereiten
- Schlüsselübergabe organisieren
- Zählerstände notieren
- Kassen- und Bankbestände klären
- Medikamentenbestand prüfen
- Letzte Teambesprechung
📋 Übernahmetag
Der große Tag
- Praxis offiziell übernehmen
- Inventarliste abzeichnen
- Schlüssel übernehmen
- Team begrüßen
- Symbolischer Akt (Foto, kleine Feier)
- Erste Patienten als neuer Inhaber behandeln
📋 Erste Woche nach Übernahme
Sofortmaßnahmen
- Neues Praxisschild anbringen
- Alle Behördenmeldungen durchführen
- Bankkonten umstellen
- Versicherungen aktivieren
- Erste Teambesprechung als Chef
- Notfallkoffer prüfen
📋 Erster Monat
Etablierung
- Alle Zuweiser persönlich kontaktieren
- Online-Profile aktualisieren (Google, Jameda etc.)
- Erste Optimierungen einführen
- QM-System implementieren (mit Paul!)
- Einzelgespräche mit Mitarbeitern führen
- Erste Bilanz ziehen
📋 Erste 100 Tage
Konsolidierung
- Patientenzahlen monitoren
- Wirtschaftlichkeit prüfen
- Prozesse optimieren
- Marketingmaßnahmen umsetzen
- Fortbildungen planen
- Netzwerk ausbauen
- Erstes Feedback einholen
- Strategie für Jahr 2 entwickeln
📋 Nach 6 Monaten
Erfolgskontrolle
- Businessplan-Soll-Ist-Vergleich
- Patientenzufriedenheit messen
- Mitarbeitergespräche führen
- QM-Audit durchführen
- Investitionsplan Phase 2 starten
- Ersten Urlaub nehmen!
Fazit: Ihr Weg zur erfolgreichen Praxisübernahme
Die Übernahme einer Arztpraxis ist eine der wichtigsten Entscheidungen Ihrer beruflichen Laufbahn. Mit der richtigen Vorbereitung, professioneller Unterstützung und dieser umfassenden Checkliste meistern Sie diese Herausforderung souverän.
Denken Sie daran: Eine Praxisübernahme ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Planen Sie ausreichend Zeit ein, holen Sie sich Expertenhilfe und nutzen Sie moderne Tools wie Paul, um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können – Ihre Patienten und Ihre neue unternehmerische Freiheit.